Patientenversorgung sichern, Gesundheitsversorger stärken

  • Täglich stehen wir im Kontakt mit Millionen Patientinnen und Patienten
  • Wir stemmen die Versorgung vor Ort 

Die ambulante Gesundheitsversorgung in Deutschland ist für die Bürgerinnen und Bürger die erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem. Allein in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, kümmern sich Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte, Physiotherapeuten, Apotheken und Pflegedienste um knapp 18,2 Millionen Menschen. Knapp ein Viertel der Bevölkerung ist über 65 Jahre alt, weitere 20 Prozent der Menschen in NRW sind zwischen 50 und 60 Jahre alt. In einer älter werdenden Gesellschaft mit erhöhtem Versorgungs- und Betreuungsbedarf muss daher die Sicherstellung der flächendeckenden medizinischen, pharmazeutischen und pflegerischen Versorgung für alle Patientinnen und Patienten vor Ort oberstes Ziel sein.

Aktuelle Situation

Hausärztinnen und Hausärzte, Apotheken, ambulante Pflegekräfte sowie Physiotherapeuten mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spielen eine zentrale Rolle in der primären Gesundheitsversorgung. Sie sind die erste Anlaufstelle und Versorger für Patientinnen und Patienten. In Nordrhein-Westfalen gibt es etwa 10.000 Hausarztpraxen. Sie werden unterstützt von mehr als 100.000 medizinischen Fachangestellten. Die rund 3.600 öffentlichen Apotheken tragen die Verantwortung für die gesicherte Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung im Land. Die Apotheken in Nordrhein-Westfalen mit über 35.000 Beschäftigten sichern flächendeckend in allen Kommunen die Arzneimittelversorgung. 10.000 Zahnarztpraxen mit mehr als 46.600 zahnmedizinischen Fachangestellten stellen die zahnärztliche Versorgung in Nordrhein-Westfalen sicher. 8.100 Physiotherapiepraxen sichern in Nordrhein-Westfalen die flächendeckende therapeutische Versorgung. 3.205 ambulante Pflegedienste versorgen in Nordrhein-Westfalen 240.078 Menschen.

Zukünftige Entwicklungen bis 2035

Die ambulante Gesundheitsversorgung wird sich in den kommenden Jahren aufgrund verschiedener Faktoren verändern: 
Demografischer Wandel: Die Bevölkerung wird älter, was zu einem höheren Bedarf an medizinischer und pflegerischer Versorgung führt. Zudem kommt mittelfristig eine große Zahl der Angestellten im Gesundheitsbereich selbst ins Rentenalter. Wir steuern auf eine doppelte demografische Krise zu, wenn immer mehr Alte und Kranke auf eine abnehmende Zahl von Fachkräften im Gesundheitswesen treffen. 
Digitalisierung: Telemedizin und digitale Gesundheitsanwendungen werden zunehmend an Bedeutung gewinnen und die Art und Weise, wie Patienten mit Gesundheitsversorgern sowie Gesundheitsversorger untereinander interagieren, wird sich verändern. 
Fachkräftemangel: Es herrscht schon heute ein gravierender Mangel an medizinischem, pharmazeutischem und pflegerischem Personal, der insbesondere in ländlichen Gebieten zunimmt und zu mehr medizinisch unterversorgten Gebieten führt.

Forderungen des Aktionsbündnis Patientenversorgung:

1. Steigende Patientenzahlen müssen weiter qualitativ versorgt werden können
Eine qualitätsorientierte medizinisch-pflegerische Leistungserbringung kann unter dem Blickwinkel des Personalmangels nicht erbracht werden. In einer immer älter werdenden Gesellschaft darf Gesundheit nicht auf Kante genäht werden. Wenn keine praktikablen Konzepte und die dazu notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden, kann eine flächendeckende ambulante Gesundheitsversorgung mittelfristig nicht sichergestellt werden.

2. Digitalisierung muss Arbeit erleichtern und Effizienzsteigerung vorantreiben. 
Digitale Anwendungen müssen sicher sein. Sie müssen so gestaltet sein, dass sie für Praxen, Apotheken und Pflegedienste eine praktikable Ergänzung in der Versorgung darstellen und auch für Patienten zugänglich und leicht anwendbar sind.

3. Dem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken. 
Die Niederlassung von ärztlichen, zahnärztlichen und physiotherapeutischen Praxen, Apotheken und Pflegediensten muss gefördert werden. Die medizinischen, pharmazeutischen und pflegerischen Berufe leiden nicht nur unter einer eklatanten Mangelsituation. Sie sind auch immer weniger attraktiv bei der Berufswahl der jüngeren Bürgerinnen und Bürger. Damit Nachwuchswerbung überzeugen kann, ist eine höhere Wertschätzung, ein stärkeres politisches Engagement und bessere Honorierung der medizinischen, pharmazeutischen, therapeutischen und pflegerischen Berufe unverzichtbar.

4. Konzentrieren auf die Kernelemente des Sozialsystems. 
Versicherungsfremde Leistungen in der Kranken- und Pflegeversicherung dürfen nicht aus dem Beitragstopf aller Versicherten finanziert werden.

5. Prävention gehört in die Hand von Fachleuten. 
Prävention und Gesundheitsförderung beugen chronischen Erkrankungen vor, verbessern Lebensqualität und senken die Kosten im Gesundheitssystem. Sie gehören in die Hand von Fachleuten, die direkt vor Ort für die Menschen da sind und qualitativ hochwertige Maßnahmen sicherstellen.

6. Bürokratie abbauen, Qualität sichern. 
Die enge Vernetzung und Zusammenarbeit in einem heilberuflichen Team von Haus-, Fach- und Zahnärzten, Physiotherapeuten, Apotheken und ambulanten Pflegediensten muss bei der Transformation unterstützt werden, da sie zur Verbesserung der Qualität und der Reduktion von Kosten in der Gesundheitsversorgung wesentlich beiträgt. Überbordende Bürokratie in allen Bereichen der medizinisch-pflegerischen Versorgung bindet unnötig Zeit und führt zunehmend zu Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den verschiedenen Gesundheitsversorgern. Besonders vor Ort sind transparente und kurze Wege zwischen Arztpraxen, Apotheken und Pflegediensten unverzichtbar für eine sichere und effiziente Patientenversorgung.

7. Qualitätsorientierte Versorgung kostet. 
Die Finanzierung der Kranken- und Pflegeversicherung muss so gestaltet werden, dass Leistungserbringer für medizinische, pflegerische Versorgung und Heilmittel wirtschaftlich handeln können.

8. Schnellere Integration von qualifizierten ausländischen Fachkräften. 
Die Integration von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland muss vereinfacht werden.