Geschäftsbericht 2024/2025
Vorwort
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
nach drei Jahren verfehlter Gesundheitspolitik der Ampel-Regierung gibt es jetzt Anfang April 2025 eindeutige Signale für das Gesundheitswesen, und insbesondere für uns Apothekerinnen und Apotheker, mit neuer Zuversicht nach vorne schauen zu können. Der Grund: Ein sich im Zuge der Koalitionsbildung einer neuen Bundesregierung von CDU/CSU und SPD abzeichnender Politikwechsel, ganz besonders in der Gesundheitspolitik. Der Beleg dafür ist die für den Koalitionsvertrag erarbeitete Passage von der Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege, von Unionsseite angeführt von unserem NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Aus unserer Sicht besonders hervorzuheben, ist die seit über zehn Jahren längst überfällige Anpassung
des Apothekenfixums. Die haben wir immer gefordert – zuletzt noch einmal verstärkt vor den Koalitionsgesprächen und im aktiven Dialog während der Koalitionsgespräche mit maßgeblichen Politikern. Dabei haben wir diese Position nochmals sehr deutlich klargemacht. Die von der AG Gesundheit und Pflege konkret für den Koalitionsvertrag vorgesehene Anhebung des Fixums ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Darüber hinaus ist es sehr positiv, dass die Politik erkennt, vielmehr in einer neuen Form anerkennt, dass Apotheken eine unverzichtbare Säule in der Gesundheits- und Arzneimittelversorgung der Menschen sind. Die vorliegenden Ankündigungen sind dabei für politische Verhältnisse ungewöhnlich konkret; hervorzuheben sind über die Honoraranpassung hinaus die Erleichterungen bei Abgabe und den Austausch von Arzneimitteln, die Entlastung von Bürokratie und Dokumentationspflichten, die Abschaffung von Nullretaxationen aus formalen Gründen und aus betriebswirtschaftlicher Sicht ganz besonders wichtig: die Aufhebung des Skonti-Verbots. Zu den konkreten Ankündigungen gehört auch die Vereinheitlichung der Vorgaben für Vor-Ort-Apotheken und dem Versandhandel hinsichtlich der Einhaltung von „Kühlketten und Nachweispflichten“. Nicht zuletzt gibt es klare Bekenntnisse im Koalitionsvertrag zum Fremdbesitzverbot und zur Weiterentwicklung des Apothekerberufes als Heilberuf. Zudem sollen auch die Strukturen in den Apotheken vor Ort für
Präventionsleistungen ausgebaut werden. Auch vor diesem Hintergrund haben wir das Thema „Gesundheitsprävention stärken – mit den Apotheken vor Ort als erste Anlaufstelle“ als „Ausblick“ im vorliegenden Geschäftsbericht in den Fokus gerückt (siehe „Ausblick“, S. 26).
Mit einem Sofortprogramm die Patientenversorgung sichern
Den zuversichtlich stimmenden Ankündigungen der Politik aus Berlin müssen jetzt Taten folgen, damit das Apothekensterben auf Rekordniveau umgehend gestoppt werden kann. In den vergangenen zehn Jahren sind bereits fast 20 Prozent der Apotheken verschwunden, die Apothekendichte in Deutschland ist im europäischen Vergleich miserabel. Um die Patientenversorgung angesichts der unvermindert anhaltenden Schließungswelle zu beenden, brauchen wir ein Sofortprogramm für Apotheken – an erster Stelle mit der Honoraranpassung, der Aufhebung des Skonto-Verbots und dem Abbau von Bürokratie.
Gesundheitsversorgung der Zukunft aktiv mitgestalten
Die vorliegenden Positionierungen für den Koalitionsvertrag sind erste wichtige Schritte in die richtige Richtung. Aber die Legislatur einer Bundesregierung erstreckt sich in der Regel über vier Jahre. Diese Zeit werden wir nutzen, um weitere Verbesserungen für die Versorgung der Menschen durch öffentliche Apotheken zu erreichen. Ein wichtiger Meilenstein dabei wird unser „Zukunftskonzept öffentliche Apotheke“ sein, das unter Einbeziehung aller Mitgliedsorganisationen der ABDA entwickelt wurde und zukunftsgerichtet etabliert werden soll. Bereits zum Start der neuen Regierung signalisieren wir damit der Politik, dass die Apothekerschaft bereit ist, die Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie auch die digitale Transformation im Gesundheitswesen selbst aktiv mitzugestalten. Dabei kommt es vor allem auch darauf an, das Profil unseres Heilberufes weiterzuentwickeln. Weitere Leistungen im Gesundheitswesen übernehmen wir nur unter der Voraussetzung, dass diese auch fair honoriert werden. Hier gibt es keinen Platz für Kompromisse.
Allianz für ein starkes Gesundheitssystem
Neben der Weiterentwicklung unseres Heilberufs ist auch die sektorübergreifende Kooperation im Gesundheitswesen wichtig. Beispielgebend dafür stehen das gemeinsam vom Apothekerverband Nordrhein mit dem Hausärzteverband in Nordrhein im August 2023 gegründete Aktionsbündnis Patientenversorgung und der Zusammenschluss im März 2025 der vier führenden Verbände in der Gesundheitsversorgung:
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sowie die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV). Diese Allianz für ein „starkes, resilientes Gesundheitssystem“ hat in einem gemeinsamen Positionspapier die Vision eines leistungsfähigen Gesundheitssystems als Basis einer demokratischen Gesellschaft und damit zugleich auch des sozialen Friedens beschrieben. Angesichts der verfehlten Gesundheitspolitik der vergangenen Legislaturperiode fordern wir gemeinsam einen konsequenten „Politikwechsel in der Gesundheitspolitik“, bieten aber auch Zusammenarbeit und Expertise an.
Mit unserem gemeinsamen Papier senden wir ein deutliches Signal der Geschlossenheit an die neue Bundesregierung. Die neue Koalition muss mit Blick auf den demographischen Wandel die gesamte wohnortnahe Gesundheitsversorgung schnell stabilisieren, anstatt sie – wie es seit Jahren beispielsweise bei den Apotheken der Fall ist – von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abzukoppeln. Ein „Weiter so!“ würde zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung aller Bürgerinnen und Bürgern führen.
Künftige Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen:
Apotheken bringen Sparguthaben mit ein
Künftig soll das Apothekenhonorar mit dem GKV-Spitzenverband ausgehandelt werden. Dazu sind wir bereit, allerdings nur unter fairen Bedingungen. Wenn es zu diesen Verhandlungen wie angekündigt kommt, bringen wir schon einmal ein dickes Sparguthaben mit. Denn, und das kann kein Akteur im Gesundheitswesen von sich sagen: Apotheken sparen mehr, als sie kosten! Allein durch die Umsetzung der Rabattverträge ergeben sich für die Krankenkassen pro Jahr Einsparungen in Höhe von über 5 Mrd. Euro. Durch das Inkasso der Zuzahlungen der Patienten in den Apotheken sowie die von den Apotheken bezahlten Apothekenrechenzentren für die Krankenkassen ergeben sich Einsparungen Jahr für Jahr von insgesamt mindestens 10 Milliarden Euro, die Apotheken selber erbringen bzw. für deren Inkasso die Apotheken sorgen. Gleichzeitig macht der Anteil an den Gesamtausgaben der GKV weniger als 2 Prozent aus. Dabei ist die umfangreiche Versorgung mit OTC-Arzneimitteln der Apotheken vor Ort und die dazugehörige Beratungstätigkeit bei leichten Erkrankungen für die Bürger, die nicht den Arzt konsultieren, noch gar nicht mitgerechnet.
Zum Nutzen der Mitglieder: Den Verband als modernen Dienstleister
zukunftsorientiert weiterentwickeln
Trotz der weiter abnehmenden Zahl der Apothekenbetriebe bildet der sehr hohe Organisationsgrad des Verbandes von über 98 Prozent weiterhin ein besonders solides Fundament, um den Verband als kompetenten Dienstleister für selbstständige Apotheker/innen in Nordrhein mit modernen Strukturen auf hohem Dienstleistungsniveau zum Nutzen der Mitglieder zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Der sehr hohe Mitgliederbestand bedeutet für den Apothekerverband Nordrhein e.V. nach wie vor Bestätigung und Auftrag zugleich, das von den Mitgliedern in die Arbeit ihres Verbandes gesetzte Vertrauen auch in Zukunft zu rechtfertigen und weiter zu festigen.
Dabei hat der Apothekerverband Nordrhein e.V. in seiner Funktion als Spitzenorganisation der selbstständigen Apotheker/innen eine ganz besondere Vertrauensposition bei den zu vertretenden Mitgliedern und den Partnern der Apothekerschaft im Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus.
Ganz besonders trägt dazu auch die hohe Dienstleistungs- und Serviceorientierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle auf der Tersteegenstraße bei. Ein zentrales Ziel unseres engagierten Teams ist: Sie und Ihre Apothekenteams vom zunehmenden Bürokratismus im Arzneimittel- und Gesundheitsmarkt zu entlasten. Jede Woche erreichen die Geschäftsstelle über 1.500 Anfragen unserer Mitglieder zu Arzneimitteln und Hilfsmitteln. Und in der Clearingstelle sind es aktuell sogar bis zu 2.000 bearbeitete Vorgänge pro Woche, die dann mit den Krankenkassen abgewickelt werden. Zusätzlich hat sich der Apothekerverband Nordrhein als sehr wichtiger Ansprechpartner zahlreicher Medien unseres Bundeslandes und darüber hinaus etabliert.
Fast täglich sind so von der Geschäftsstelle zahlreiche Medienkontakte und - Anfragen vorzubereiten und zu beantworten. Und zusätzlich ist und will das Team der Geschäftsstelle auf der Tersteegenstraße für unsere zahlreichen Partner im Gesundheitswesen kompetenter Ansprechpartner sein.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Geschäftsbericht stellen wir die Aktivitäten des Verbandes im Berichtszeitraum dar. Er soll Ihnen einen Überblick über die vielfältigen Herausforderungen geben, denen sich der Verband mit seinen Mitgliedern im Berichtsjahr gestellt sah und zurzeit sieht. Der vorliegende Geschäftsbericht knüpft hinsichtlich wesentlicher Punkte und redaktioneller Inhalte unmittelbar an den Geschäftsbericht 2023/2024 an, dessen Berichtszeitraum bis März 2024 reichte.
Das Gesundheitswesen steht vor enormen Herausforderungen. Daher ist es jetzt und auch künftig wichtig, als Berufsstand zusammenzustehen, unsere Werte und Ziele zu bewahren und mit einer starken, gemeinsamen Stimme in die Zukunft zu blicken.
Ich wünsche Ihnen mit neuer Zuversicht im Zuge eines sich aktuell abzeichnenden Politikwechsels in unserem Gesundheitswesen eine gute Lektüre unseres Geschäftsberichtes.
Ihr
Thomas Preis
Vorsitzender Apothekerverband Nordrhein e.V.
Präsident ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.