Für eine bessere Patientensteuerung Apotheken stärker einbinden

ABDA-Präsident im gesundheitspolitischen Austausch mit NRW-Gesundheitsminister Laumann

Im Austausch zur aktuellen Gesundheitspolitik (v.l.n.r.): ABDA-Präsident Thomas Preis, NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Dr. Antje Höning. (Bildquelle: AVNR)

Am 4. Juni 2025 fand eine Neuauflage des Netzwerktreffens „Ärzte-IN“ der Rheinischen Post und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank in Düsseldorf statt. Im Rahmen der Podiumsdiskussion stellten sich ABDA-Präsident Thomas Preis und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann den Fragen von Moderatorin Dr. Antja Höning, Leiterin der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post. Rund 400 Gäste aus dem Gesundheitswesen nutzen die Gelegenheit zur Teilnahme. Erstmalig seit Bestehen dieser Veranstaltungsreihe 2013 nahm mit Thomas Preis ein Apotheker an der Podiumsdiskussion teil.

Mit Blick auf die neue Bundesregierung rückte zunächst der Koalitionsvertrag in den Fokus der Diskussion. Laumann zeigte sich zufrieden und betonte, da habe man etwas Gutes hinbekommen. Auch Thomas Preis lobte den Koalitionsvertrag. Das Thema Apotheken sei in der Politik angekommen. Das zeige sich auch darin, dass Apotheken sogar ein eigenes Kapitel erhalten hätten. Darin werde die Erhöhung des Honorars ebenso berücksichtigt wie die Dynamisierung des Honorars. Auch der Heilberuf solle weiterentwickelt werden, erklärte Preis. 

Ortsapotheken bieten nierdrigschwelligsten Zugang zum Gesundheitswesen 

Unabhängig von den Zielen im Koalitionsvertrag ließ Laumann keinen Zweifel daran, dass eine bessere Patientensteuerung im Gesundheitswesen notwendig sei. „Eine Milliarde Patientenkontakt – das kann so nicht bleiben“, sagte Laumann. Er plädierte für eine große Strukturreform. Daran komme man nicht vorbei. Man müsse mit Nachdruck daran arbeiten, aber auch mit Sorgfalt. „Die Frage, wie man das ausgestaltet, sollte man mit den Betroffenen sehr gut besprechen“, so Laumann. Hinsichtlich des aktuell diskutierten Primärarztsystems wies Preis daraufhin, dass viele Bürger heute schon ein Problem hätten, überhaupt in einer Hausarztpraxis aufgenommen zu werden. Zudem, so Preis weiter, seien 5000 Praxen unbesetzt und das eigene Zentralinstitut der Ärzte (ZI) habe ermittelt, dass durch das Primärsystem bis zu 2000 zusätzliche Arztkontakte pro Praxis hinzukämen. Vor diesem Hintergrund regt Preis an, die Apotheker als niedrigschwelligen Erstkontakt stärker einzubinden.

Laumann hob Ortsapotheken als niedrigschwelligsten Zugang im Gesundheitswesen hervor. Dort sei man den ganzen Tag als persönlicher Ansprechpartner da. Einfache Tests dort, wie zum Beispiel Blutdruckmessungen, könnten Hausarztpraxen entlasten. Preis begrüßte das und verwies darauf, dass die Apothekerschaft ein eigenes Zukunftskonzept entwickelt habe, wo Leistungen definiert seien. Eine praktische Umsetzung solle auch in enger Abstimmung mit der Ärzteschaft erfolgen, sagte Preis. Hier sei man im kontinuierlichen Austausch mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). 

Gesundheitswesen mit aktiver Beteiligung der Akteure verbessern

Thomas Preis zeigte sich zuversichtlich, dass mit der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken die Möglichkeit besteht, dass Gesundheitswesen mit aktiver Beteiligung der Akteure zu verbessern. Die Ministerin wolle das fachliche Know-how der Verbände nutzen. Die Apothekerschaft werde sich da aktiv einbringen, sicherte Preis zu. Unter Lauterbach sei das nicht möglich gewesen. „Für die Apotheken waren die letzten drei Jahre die schlimmsten“, sagte Preis. Unter Lauterbach hätten die Apothekenschließungen einen neuen historischen Tiefststand erreicht. Dass Apotheken als einzige Akteure im Gesundheitswesen noch mit einem Zwangsrabatt belastet wurden, habe die Schließungswelle noch befördert, erläuterte Preis.