AVNR-Blitzumfrage: Fast alle E-Rezepte werden über die elektronische Gesundheitskarte in der Apotheke eingelöst
- Über 50 Prozent aller Rezepte sind bereits E-Rezepte
- Die Umsetzung erfolgt mit großen Startschwierigkeiten: Jedes fünfte E-Rezept führt zu Verzögerungen bei der Patientenversorgung
Nach der verpflichtenden Einführung des E-Rezeptes zum Jahresanfang in der letzten Woche hat es sich in den Apotheken an Rhein und Ruhr bereits sehr gut etabliert: Über 50 Prozent aller Rezepte sind bereits E-Rezepte. Im Dezember waren es lediglich etwa 10 Prozent. Über 80 Prozent der E-Rezepte werden über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) eingelöst. Nur 18 Prozent erfolgt über den Papiertoken. Die Gematik-App nutzen nur 1 Prozent. Die Einführung des E-Rezeptes erfolgt aus Apothekersicht aber mit großen Startschwierigkeiten. So beklagen 76 Prozent der Umfrageteilnehmenden Probleme beim Abrufen und Bearbeiten der E-Rezepte. 65 Prozent der Umfrageteil-nehmenden gaben an, dass die Bearbeitung eines E-Rezeptes auch mehr Zeit in Anspruch nimmt als die eines Papierrezeptes. Insgesamt verursacht laut Befragung jedes fünfte vorgelegte E-Rezept erhebliche Probleme bei der zügigen Versorgung der Patienten. Größter Verursacher der Probleme sind in der Arztpraxis fehlerhaft ausgestellte E-Rezepte, gefolgt von Schwierigkeiten bei Servern der Gematik und Krankenkassen sowie bei einem kleinen Teil auch durch die Apothekensoftware selbst. Nach Schulnoten bewerten Apotheker und deren Patienten das E-Rezept eher durchschnittlich mit einer Drei Minus (3-). Das sind zentrale Ergebnisse einer vom 04. Januar bis 05. Januar durchgeführten Blitzumfrage anlässlich der Einführung des E-Rezeptes unter den Mitgliedsapotheken des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. Daran hatten sich innerhalb von weniger als 24 Stunden etwa 450 Apotheken, das sind rund 25 Prozent der Mitgliedsapotheken des Apothekerverbandes Nordrhein, beteiligt.
„Das E-Rezept ist in den Apotheken angekommen. Wir freuen uns sehr über die große Akzeptanz bei unseren Kunden/innen und Patient/innen. Mit über 80 Prozent entscheiden sich fast alle für den einfachsten Einlöseweg über die eGK in der Apotheke. Allerdings kann das nicht über die großen Startschwierigkeiten und die Mehrbelastung der Apotheken hinwegtäuschen. Alle an der Umsetzung beteiligten Akteure sind hier gefordert, die Schwachstellen konsequent zu verbessern und baldmöglichst abzustellen“, erklärt Thomas Preis, Vorsitzender Apothekerverband Nordrhein e.V. „Elektronische Verordnungen gefährden aktuell in zu vielen Fällen die schnelle Arzneimittelversorgung der Menschen. Das darf so nicht bleiben. Das sind alle Beteiligten den Patientinnen und Patienten schuldig. Eine Drei Minus für so etwas Wesentliches wie Arzneimittel-Verordnungen ist überhaupt nicht ausreichend“, betont Preis.
Blitzumfrage zeigt viele Probleme in der praktischen Umsetzung auf
Zu den Problemen, die aus dem Mitgliederkreis im Rahmen der Umfrage rückgemeldet wurden, gehören neben den vorrangig genannten Fehlerquellen wie falsch ausgestellte E-Rezepte in der Arztpraxis, Server der Gematik bzw. der Krankenkassen oder der Apothekensoftware auch der erhöhte Dokumentationsaufwand, das langsame Laden der E-Rezeptdaten und die erschwerte Umsetzung aufgrund der Lieferengpässe bei Arzneimitteln.
Von den Apothekern wurden hinsichtlich der fehlerhaft ausgestellten E-Rezepte ganz konkret vom Arzt nicht oder erheblich verzögert signierte E-Rezepte deutlich kritisiert. Es gibt Arztpraxen, bei denen die Signierung bis zu 24 Stunden dauert. Das führt dazu, dass die Patienten schon in der Apotheke stehen, aber das E-Rezept noch nicht abgerufen werden kann und eine Arzneimittelversorgung nicht möglich ist. Zudem fehlen auch Angaben auf den E-Rezepten, wie z.B. die 7-stellige Pharmazentralnummer (PZN). Dabei würden auch sog. Freitextverordnungen durchgeführt, die im Rahmen der elektronischen Ausstellung nicht erlaubt seien.
„In Bezug auf die Anlaufschwierigkeiten im Zusammenhang mit fehlerhaft ausgestellten elektronischen Rezepten durch Arztpraxen werden wir uns schnellstmöglich mit den Ärzteverbänden austauschen“, sagt Preis. So können die Patienten in vielen Fällen nicht schnell genug versorgt werden. Zusätzlich entsteht noch mehr Erklärungsbedarf in den Apotheken. Auch hinsichtlich der anderen Probleme, die in den Apotheken unnötigen Mehraufwand erzeugen würden, werde man sich mit den jeweiligen Verantwortlichen in Verbindung setzen, um hier für Abhilfe und Entlastung zu sorgen, betont Preis weiter.
Neuer Belastungstest steht diese Woche an
„Ein entscheidender Belastungstest für das E-Rezept wird in dieser Woche kommen. Dann sind alle Arztpraxen nach den Ferien wieder geöffnet. Die dann steigenden Rezeptzahlen werden die Server der Gematik und der Krankenkassen auf eine Bewährungsprobe stellen“, so Preis.