Aktuelle AVNR-Blitzumfrage: Fast jedes zweite Rezept von Lieferengpässen betroffen

Aufwand für Apothekenteams erreicht unerträgliches Maß

Bildquelle: ABDA

In den Apotheken an Rhein und Ruhr hat der Aufwand bei der täglichen Bewältigung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln zur Sicherstellung der Patientenversorgung ein unerträgliches Maß erreicht; fast jedes zweite Rezept ist betroffen - das ist das zentrale Ergebnis einer Blitzumfrage unter den Mitgliedsapotheken des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. Innerhalb von weniger als 48 Stunden hatten sich vom 08.02. bis 10.02.2023 über 400 Apotheken, das sind ca. 25 Prozent der Mitgliedsapotheken des Apothekerverbandes Nordrhein, an der Umfrage beteiligt. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Umfrage-Ergebnisse ergeben Hochrechnungen des Apothekerverbandes Nordrhein e.V., dass sich der Mehraufwand pro Monat pro Apotheke auf etwa 3.000 Euro beläuft, das sind im Jahr 36.000 Euro. Der Verband geht davon aus, dass sich die Lage bundesweit ähnlich darstellt. Bundesweit kann man deshalb von mehr als 600 Millionen Euro ausgehen. Dazu kommen noch Honorareinbußen durch nicht abgegebene Packungen und der seit 1. Februar erhöhte Kassenabschlag.

Apotheken müssen dringend für ihren enormen Mehraufwand angemessen honoriert werden

„Allein schon die starke Resonanz auf unsere Blitzumfrage innerhalb kürzester Zeit zeigt, dass das Thema Lieferengpässe in den Apotheken derzeit höchste Priorität hat. In über 130 Kommentare haben die Kolleginnen und Kollegen vor allem das unerträgliche Maß an Belastung ihrer Teams zum Ausdruck gebracht“, erklärt Thomas Preis, Vorsitzender Apothekerverband Nordrhein e.V. „Dabei wurden insbesondere auch der bisher nicht honorierte, extreme Zeitaufwand und die damit verbundenen Umsatz- und Ertragseinbußen angeprangert“, verdeutlicht Preis. Die vom Bundesgesundheitsminister kommunizierten 0,50 € für die Bearbeitung eines vom Engpass betroffenen Arzneimittels, aber nur, wenn der Rückruf beim Arzt dokumentiert wurde, wird von Mitgliedern „als beleidigend“ gewertet. Dieser Vorschlag zeuge von einer Geringschätzung, die erschreckend sei, heißt es in den Kommentaren.

Umfrage ermittelt auch die größten Zeitfresser

Den größten zeitlichen Aufwand nehmen die Rückrufe und das erneute Vorlegen des Rezeptes in der Arztpraxis sowie die Nachfrage bei der Recherche nach noch lieferbaren Arzneimitteln bei Großhändlern und Herstellern - jeweils rund 60 Prozent der Umfrageteilnehmer werteten dies als größte Belastungen. Jeder zweite verwies auf die enorm gestiegenen Belastungen bei der Beratung der Patienten sowie bei der
„aufwändigen Dokumentation“ verbunden mit der „gleichzeitigen Befürchtung von Retaxationen“.

„Maß ist voll!“ Umfrage-Ergebnisse untermauern dringenden politischen Handlungsbedarf

„Tag für Tag kämpfen wir in unseren Apotheken gegen Lieferengpässe, um die Versorgung der Patienten weiter sicherzustellen. Der Bundesgesundheitsminister hatte im Dezember 2022 angekündigt, hier gesetzlich aktiv zu werden, um das Problem in den Griff zu kriegen und auch die Apotheken für ihren enormen Aufwand zu honorieren. Aktuell wurde das Gesetzesvorhaben auf unbestimmte Zeit im ersten Quartal verschoben. Wir haben dafür keinerlei Verständnis“, so Preis.

„Die jetzt vorliegenden Umfrage-Ergebnisse und vor allem auch die in den Kommentaren zum Ausdruck gebrachten Hinweise auf das unerträgliche Maß an Belastungen der Apothekenteams beim Kampf gegen Lieferengpässe zeigen eindringlich: „Das Maß ist voll! Betriebswirtschaftlich sind der nicht vergütete Mehraufwand, die Umsatzverluste, seit Februar noch verbunden mit dem erhöhten Kassenabschlag für immer mehr Apotheken nicht mehr tragbar“, stellt Preis klar.

„Hinzu kommt noch die hohe psychische Belastung für die Apothekenteams bei der Bewältigung der Lieferengpässe. Denn die Versorgung der Patienten muss auch trotz der katastrophalen Liefersituationen weiter sichergestellt bleiben“, betont Preis. „Der Bundesgesundheitsminister ist hier gefordert. Die angekündigte gesetzliche Lösung auf die lange Bank zu schieben, ist ein Schlag ins Gesicht des Berufsstandes, der mit größtem Einsatz dafür gesorgt hat, dass aus den Lieferengpässen bisher kein Versorgungsnotstand entstanden ist“, so Preis weiter.

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