Geschäftsbericht 2023/2024

Vorwort

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

das Berichtsjahr stand ganz besonders im Zeichen der vehementen Proteste der Apothekerschaft auf Landes- und Bundesebene gegen die verfehlte Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Die Ampelkoalition hat mit ihrer verfehlten Politik im letzten Jahr eine neue Protestdimension in unserem Berufsstand und darüber hinaus heraufbeschworen. Wenn sich diese Politik nicht ändert, wird das gravierende Folgen für die Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung der Menschen in unserem Land haben. Da können wir nicht zu sehen. Da können wir nicht stillhalten. Da müssen wir als Apothekerinnen und Apotheker ganz klar und deutlich unsere Positionen vertreten. Denn die ambulante Gesundheitsversorgung insgesamt hängt immer mehr am seidenen Faden (lesen Sie hierzu auch das „Jahr im Überblick“, in dem wir durchgehend über die Proteste im Jahresverlauf berichten, S.55). So hat sich auch auf Initiative des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. das erste bundesweite „Aktionsbündnis Patientenversorgung“ mit Apothekern, Hausärzten, Zahnärzten und medizinischen Fachberufen formiert. Der vorläufge Höhepunkt der gemeinsamen Protestkommunikation bestand in einem medienwirksam an prominenter Stelle platzierten Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz, dass täglich die ambulante Versorgung von Millionen Menschen aufgrund der verfehlten Gesundheitspolitik der Bundesregierung massiv gefährdet ist und dass er jetzt als Kanzler die Bereinigung dieser Unzulänglichkeiten zur politischen „Chefsache“ machen müsse. Unabhängig davon ist es in keinster Weise gerechtfertigt, dass ausgerechnet diejenigen, die zuletzt noch in der Pandemie mit ihrem großen Engagement die Gesundheitsversorgung der Menschen unter extrem erschwerten Bedingungen sichergestellt haben, nun aber von der Bundesregierung im Stich gelassen werden – und das zulasten der bürgernahen Gesundheitsversorgung.

Schließungswelle erfordert sofortiges politisches Handeln

Noch nicht einmal die sich aktuell weiter verschärfende Schließungswelle von Apotheken auf einem beängstigend hohen Rekordniveau bewegt die Parteien der Ampelregierung zum Handeln: Der Nachholbedarf bei der Apothekenhonorierung seit über einem Jahrzehnt Honorarstillstand hat sich mit der zusätzlichen Honorarkürzung durch die Bundesregierung seit Februar 2023 nochmals erhöht. Die zwingende Notwendigkeit, Apotheken fnanziell besser auszustatten, wird umso gerechtfertigter, wenn man sich vergegenwärtigt, dass

  • in den letzten 10 Jahren die Lebenshaltungskosten um 28,4 %, die Löhne um 27,8 %, das Bruttoinlandsprodukt (BPI) um 50,6 % und die Infation um 25,3 % gestiegen sind;
  • ein Drittel der Apothekeninhaber/innen weniger verdient als ein angestellter Apotheker und 10 % so wenig haben, dass die Schließung kurz bevorsteht;
  • die Schließungszahlen bei den Apotheken schon in den ersten Wochen in 2024 nochmal über dem historischen Negativrekord aus dem Vorjahr liegen.

Damit die Versorgung für immer mehr alte und kranke Menschen in unserem Land sicher bleibt, muss die Politik jetzt handeln und das Versorgungssystem der Apotheken mit einem sofortigen Rettungsschirm vor dem Kippen bewahren. Dazu gehört, den Apothekenrabatt sofort wieder zu senken, die Arzneimittelpreisverordnung anzuheben sowie zu dynamisieren und zusätzlich muss das unsägliche Skonti-Urteil durch die Politik durch eine Gesetzesänderung so korrigiert werden, dass Skonti, die ja Krankenkassen gar nicht belasten, rechtssicher weiter möglich sind.

Dafür werden wir uns gerade jetzt im Zuge der vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplanten Apothekenreform weiter massiv auf allen Ebenen bundesweit, regional und lokal aktiv einsetzen.

Eckpunkte zur Apothekenreform entpuppten sich als Mogelpackung

Mit den am 20.12.2023 bekannt gewordenen „Eckpunkten für eine Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform“ aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) haben wir uns unmittelbar intensiv auseinander gesetzt und unmissverständlich klargestellt, dass wir die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach entschieden ablehnen! Denn sie entpuppten sich bei näherer Betrachtung sehr schnell als Mogelpackung, die eine Honorarerhöhung lediglich vorgaukelt, tatsächlich aber eine schlechtere Versorgung der Bürger/innen und eine weitere wirtschaftliche Schwächung der Apotheken bedeuten würden.

Diese Eckpunkte haben uns deutlich vor Augen geführt: Die Bundesregierung ver- weigert sich kategorisch der berechtigten und dringend notwendigen Erhöhung des Fixums - trotz der oben bereits dargestellten Kostensteigerungen und Infation, der nicht enden wollenden Lieferengpässe und seit Anfang des Jahres auch der Mehraufwand beim E-Rezept. Das gemeinsame Motto der mit 7.500 Teilnehmern bundesweit größten Apothekerdemo am 14.06.2023 in Nordrhein in Düsseldorf „Apotheken kaputt sparen. Arzneimittelversorgung gefährden. Nicht mit uns!“ ist leider immer noch hochaktuell.

E-Rezept: Versorgungssicherheit ist gefährdet!

Genauso hochaktuell bleiben die Probleme beim E-Rezept. In der aktuellen Form bietet das E-Rezept keine akzeptable Versorgungssicherheit, Patienten haben in den meisten Fällen keine Vorteile gegenüber einem Papierrezept und für Apotheken und Ärzte bedeutet es ungleich mehr Arbeit. Beinahe täglich ist die Versorgung mit Arzneimitteln über den elektronischem Versorgungsweg aufgrund von technischen Störungen oder Serverausfällen für Stunden nicht oder nur erschwert möglich. Da das E-Rezept in der praktischem Umsetzung von Anfang an problematische Sollbruchstellen offenbarte, haben wir die Einführung intensiv begleitet, kritisch analysiert und auch engmaschig evaluiert; auch unter Einbeziehung unserer Mitglieder. Direkt zum Anbeginn in der ersten Januarwoche haben wir bundesweit die erste Umfrage zur Einführung des E-Rezeptes durchgeführt. Die zentralen Ergebnisse dazu und weitere relevante Informationen haben wir in einem Bericht zum Thema „Aktuelle Bestandsaufnahme der digitalen Verordnung – Die Entwicklung des E-Rezeptes“ zusammen- gefasst (Siehe „Ausblick“, S.28).

Das höchste Gut der Menschen steht zur Wahl

Bei den anstehenden Landtagswahlen im Herbst diesen Jahres in Sachsen, Thüringen und Brandenburg und ganz besonders bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr werden die Bürgerinnen und Bürger auch darüber abstimmen, was diese Bundesregierung zur Sicherstellung ihres höchsten Gutes, der Gesundheit, geleistet oder trotz offensicht- licher Unzulänglichkeiten unterlassen hat. Die Bürgerinnen und Bürger werden auch bei der Wahl der Kandidaten/innen in ihren Wahlkreisen genau darauf achten, ob eine bürgernahe und sichere Arzneimittelversorgung insbesondere für die Schwächsten unserer Gesellschaft – den Alten und Kranken – vor dem Hintergrund des Apotheken- sterbens überhaupt noch in jedem Fall hinreichend gewährleistet ist. Die Apothekerinnen und Apotheker werden ihre täglich drei Millionen Kunden- und Patientenkontakte nutzen, um hier entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten.

Zum Nutzen der Mitglieder: Den Verband als modernen Dienstleister zukunftsorientiert weiterentwickeln

Trotz der weiter abnehmenden Zahl der Apothekenbetriebe bildet der sehr hohe Organisationsgrad des Verbandes von über 98 % weiterhin ein besonders solides Fundament, um den Verband als kompetenten Dienstleister für selbständige Apotheker/ innen in Nordrhein mit modernen Strukturen auf hohem Dienstleistungsniveau zum Nutzen der Mitglieder zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Der sehr hohe Mitgliederbestand bedeutet für den Apothekerverband Nordrhein e.V. nach wie vor Bestätigung und Auftrag zugleich, das von den Mitgliedern in die Arbeit ihres Verbandes gesetzte Vertrauen auch in Zukunft zu rechtfertigen und weiter zu festigen.

Nochmals erhöhte Dienstleistungs- und Serviceorientierung im Vorjahres- vergleich: Jede Woche werden 3.500 Anfragen und Vorgänge bearbeitet

Dabei hat der Apothekerverband Nordrhein e.V. in seiner Funktion als Spitzenorganisation der selbständigen Apotheker/innen eine ganz besondere Vertrauensposition bei den zu vertretenden Mitgliedern und den Partnern der Apothekerschaft im Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus.

Ganz besonders trägt dazu auch die hohe Dienstleistungs- und Serviceorientierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle auf der Tersteegenstraße bei. Ein zentrales Ziel unseres engagierten Teams ist: Sie und Ihre Apothekenteams vom zunehmenden Bürokratismus im Arzneimittel- und Gesundheitsmarkt zu entlasten. Jede Woche erreichen die Geschäftsstelle über 1.500 Anfragen unserer Mitglieder zu Arzneimitteln und Hilfsmitteln. Und in der Clearingstelle sind es aktuell sogar bis zu 2.000 bearbeitete Vorgänge pro Woche, die dann mit den Krankenkassen abgewickelt werden. Zusätzlich hat sich der Apothekerverband Nordrhein e.V. als sehr wichtiger Ansprechpartner zahlreicher Medien unseres Bundeslandes und darüber hinaus etabliert. Fast täglich sind so von der Geschäftsstelle zahlreiche Medienkontakte und -anfragen vorzubereiten und zu beantworten. Und zusätzlich ist und will das Team der Geschäftsstelle auf der Tersteegenstraße für unsere zahlreichen Partner im Gesundheitswesen kompetenter Ansprechpartner sein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Geschäftsbericht stellen wir die Aktivitäten des Verbandes im Berichtszeitraum dar. Er soll Ihnen einen Überblick über die vielfältigen Herausforderungen, denen sich der Verband mit seinen Mitgliedern im Berichtsjahr gestellt sah und zurzeit sieht. Der vorliegende Geschäftsbericht knüpft hinsichtlich wesentlicher Punkte und redaktioneller Inhalte unmittelbar an den Geschäftsbericht 2022/2023 an, dessen Berichtszeitraum bis März 2023 reichte.

Ich wünsche Ihnen trotz sehr schwieriger Rahmenbedingungen in unserem Gesundheitswesen eine gute Lektüre unseres Geschäftsberichtes.

Ihr

Thomas Preis
Vorsitzender Apothekerverband Nordrhein e.V.

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